Am 25. April 2017 verstarb nach langer, schwerer Krankheit Stephan Senzig. Die Stenografen und Maschinenschreiber haben eine Persönlichkeit verloren, die über Jahrzehnte mit Begeisterung und vollem persönlichem Einsatz für sie lebte. Es gab im Verein, im Bezirk, im Verband und im Bund kaum eine Aufgabe, die er nicht wahrgenommen hatte. Nicht nur die Offiziellen, sondern auch alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen an Leistungsschreiben kannten ihn, der trotz aller Arbeitsbelastung immer ein verständnisvolles Lächeln und ein offenes Ohr für sie hatte.
Die Vielzahl seiner wahrgenommenen Aufgaben lässt nur eine Auswahl zu: Im März 1963 wurde er Mitglied im Verein für Kurzschrift, Maschinenschreiben und Bürotechnik 1874 e. V. Offenbach am Main, um sich bereits 1964 als Unterrichtsleiter für Kurzschrift einzubringen. Von 1970 bis 1973 und 1978 bis 1987 war er stellvertretender Vorsitzender im VKMB, von 1971 bis 1972 Jugendleiter im Hessischen Stenografenverband, bevor er von 1987 bis 2013 dessen Vorsitzender wurde. Als Vorsitzender leitete er daneben seit 1978 Leistungswettbewerbe auf Vereins-, Bezirks- und Verbandsebene. Trotz seiner überregionalen Arbeit, die ihn als Verbandsvorsitzenden auch in den Vorstand des Deutschen Stenografenbundes führte, blieb er seit 1987 Beisitzer im VKMB, der ihn 1994 zu seinem Ehrenmitglied ernannte.
Der Name Stephan Senzig wird mit der Geschichte der Stenografen immer verbunden bleiben.
Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung fand am Freitag, dem 12. Mai 2017 um 15:30 Uhr im Friedwald Weilrod, Altweilnau, statt. Sonja Samulowitz, Vorsitzende des Hessischen Stenografenverbands, hielt im Namen der stenografischen Organisationen die Trauerrede:
Liebe Familie Senzig, liebe Angehörige, liebe Trauergemeinde,
für den HStV und, dazu beauftragt, auch für den DStB möchten Karl-Heinz Thaumüller und ich, seine Nachfolger im Amt des Vorsitzenden des Hessischen Stenografenverbands, an einige Stationen seiner stenografischen Laufbahn erinnern.
Als wir 2013, zunächst kommissarisch, das Amt übernahmen, war Stephan schon 50 Jahre Mitglied des VKMB Offenbach und gehörte somit auch dem HStV an. Fast genauso lang übte er auf allen Ebenen unserer Organisation die verschiedensten ehrenamtlichen Funktionen aus.
1968 begann er, sich auf der Bezirksebene zu engagieren: Im damaligen Bezirk Offenbach-Hanau war er Obmann für Maschinenschreiben, Beisitzer und Bezirksjugendleiter; im Folgebezirk Rhein-Main hatte er eine Zeit lang das Amt des Vorsitzenden inne und war bis zur Auflösung des Bezirks im Jahr 2008 Obmann für Wettschreiben und Veranstaltungen.
Es ist klar, dass man bald auch auf der Verbandsebene auf jemanden aufmerksam wurde, der so viel Initiative zeigte und ein solch großes Organisationstalent bewies. Im Verband war er von 1970 bis 1972 zunächst stellvertretender Jugendleiter und dann Jugendleiter.
Von 1978 bis 1987 hatte er verschiedene mit der Durchführung von Wettschreiben verbundene Ämter inne: stellvertretender Wettschreibobmann Kurzschrift, Wettschreibobmann Maschinenschreiben, Obmann für Wettschreiben.
Dass er eine solche Vielzahl von Ämtern ausgeübt und dabei Erfahrungen auf allen Ebenen gesammelt hat, hat ihn geradezu dazu prädestiniert, 1987 zum Vorsitzenden des HStV gewählt zu werden. Dieses Amt hatte er sechsundzwanzigeinhalb Jahre lang, bis zum August 2013, inne: unangefochten und vor jeder Neuwahl von allen Verbandsangehörigen bekniet, doch noch zwei Jahre weiterzumachen.
Diese außerordentliche Zustimmung lässt sich vielleicht am besten damit erklären, dass er, um es salopp auszudrücken, der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. In ihm verbanden sich der Wunsch, Traditionen zu wahren, und die Einsicht in die Notwendigkeit, mit den modernen Entwicklungen Schritt zu halten.
So belebte er zum einen die Tradition der Wanderung zur Gabelsberger-Eiche wieder: Als 1992 der 100. Jahrestag der Einweihung des Naturdenkmals „Gabelsberger-Eiche“ am Felsberg im Odenwald gefeiert wurde, organisierte er einen Ausflug dorthin und regte an, sich künftig an jedem ersten Freitag im Juli dort zu treffen. Ab 2006 bot er jedes Jahr eine Stadtbesichtigung an. Dies alles hatte zum Ziel, auch die nicht stenografischen Aktivitäten und das gesellige Beisammensein zu fördern.
Zum anderen sorgte er z. B. dafür, dass der Hessische Stenografenverband als bundesweit erster Verband über einen eigenen Internetauftritt verfügte. Auch die Entwicklung neuer, mit dem Computerschreiben verbundener Wettbewerbe förderte er. Genannt sei hier der Wettbewerb Praxisorientierte Textverarbeitung, der auch Eingang in die Wettschreiben auf der Bundesebene fand.
Auch die Nachwuchsförderung lag ihm am Herzen. So stiftete er für die jüngsten Schreiber den U13-Pokal.
Sein Engagement erstreckte sich auch auf die Bundesebene. Er war Vorsitzender des vorübergehend eingesetzten Satzungsausschusses, und bei den Wettschreiben war bis fast zuletzt für den Ergebnisdienst zuständig. Außerdem wählten ihn die Mitgliederversammlungen des DStB in den letzten Jahren fast immer zum Versammlungsleiter.
Für dieses Engagement wurde ihm eine Vielzahl von Ehrungen zuteil; als bedeutendste sind die Verleihung der Gabelsberger Plakette in Gold – die höchste Auszeichnung, die der Hessische Stenografenverband zu vergeben hat –, der Ehrenbrief des DStB mit goldenem Ehrenzeichen und der Ehrenbrief des Landes Hessen zu nennen. Seit seinem Ausscheiden aus dem Amt des Vorsitzenden war er zudem Ehrenvorsitzender des HStV.
Wir werden uns an Stephan Senzig immer als an jemanden erinnern, der in fast idealer Weise all das verkörpert hat, wofür die stenografischen Organisationen stehen.